» Fred Kelemen
Kino Arsenal Berlin 25. bis 30. März 2007
"Von Menschen zu erzählen, ist für mich
wichtiger, als eine Geschichte zu erzählen." (Fred Kelemen)
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Fred Kelemen studierte zunächst Malerei, Musik, Philosophie, Religions-
und Theaterwissenschaft, bevor er als Regieassistent an verschiedenen
Theatern arbeitete und von 1989 bis 1994 ein Regie- und Kamerastudium
an der dffb absolvierte.
Kelemens Werk hat in der deutschen Filmlandschaft einen einzigartigen
Platz. In langen Einstellungen entwerfen seine bildmächtigen Parabeln
eine Welt voller Einsamkeit und Sprachlosigkeit, von zutiefst verwundeten
Menschen, die verzweifelt nach Trost suchen. In einer abweisenden und
kalten Umgebung sind seine Protagonisten gefangen in Fremdheit und Verlorenheit.
Liebe und Zärtlichkeit, auch wenn sie kaum zu erreichen sind, vermögen
als einziges Trost zu versprechen. In einer kompromisslosen Melancholie
erzählen Kelemens Filme von der Schwierigkeit, ein Leben in Würde
zu führen. Sie verraten eine Affinität zur osteuropäischen
Kinotradition und eine Beeinflussung durch Béla Tarr, bei dem er
studierte und für den er bei verschiedenen Filmen die Kamera führte.
Eine lange Nacht, wortlose Begegnungen, die verzweifelte Suche nach einem
Hoffnungsschimmer: Von alldem spricht VERHÄNGNIS (D 1994), Kelemens
Abschlussfilm an der dffb. Menschen verschiedener Länder treffen
in einer hoffnungslosen Nacht voller Alkohol- und Gewaltexzesse aufeinander,
schicksalhaft miteinander verstrickt in einer Welt, die ihnen weder Zuflucht
noch Trost schenken kann. (25.3.)
FROST (D 1997) erzählt vom 7-jährigen Micha, der in der Weihnachtsnacht
mit seiner jungen Mutter Marianne vor der Gewalt seines betrunkenen Vaters
fliehen muss. Das Notwendigste in einem Koffer verstaut, verlassen sie
heimlich ihre Wohnung im Souterrain eines Mietshauses. Marianne erinnert
sich an ihre Kindheit, die sie auf dem Land in Ostdeutschland verbrachte.
Dorthin, an den Ort ihrer Kindheit, will sie zurück. Dort hofft sie
Hilfe, Güte, Frieden zu finden. Als sie glaubt, am Ziel ihrer Reise
angekommen zu sein, findet sie eine von Eis überzogene Landschaft
vor. Bäume starren aus der erfrorenen Bewegung von Wellen. Am Horizont
sticht die Spitze eines versunkenen Kirchturms durch die winterliche Erde.
Auf ihrer siebentägigen Odyssee durch das vereiste Deutschland begegnen
ihnen Menschen, die alle keine Ruhe, keinen Ort des Bleibens bieten, sondern
von Hintergedanken, der eigenen Armut oder Verlorenheit geleitet, sie
nur tiefer verwunden und nichts weiter als erneute Stationen der Flucht
sind. Am vorläufigen Ende des Weges, im Hotel einer fremden Stadt,
kommt es für kurze Zeit zum ersehnten Frieden, der jedoch nicht dauern
kann. (27.3.)
In ABENDLAND (Nightfall, D/Portugal 1999) begibt sich ein Paar, die Büglerin
Leni und der arbeitslose Anton, getrennt voneinander durch eine aussichtslose
Reise durch die Nacht. Durch düstere Straßen und Bars ziehend
begegnen sie Armut und Verzweiflung, stehen beide vor dem Abgrund, bis
sie sich wieder einander annähern können. Die Liebe ist nicht
einfacher geworden, doch geläutert von den Erlebnissen, können
sie sich auf einer anderen Ebene begegnen. (28.3.)
In Lettland gedreht wurde FALLEN (Glut/Krisana, D/Lettland 2005). Ein
Angestellter des lettischen Landesarchivs in Riga begegnet eines Nachts
auf einer Brücke einer jungen Frau. Als er ihren selbstmörderischen
Sprung in die Tiefe nicht verhindert, verändert das Gefühl von
Versagen und Schuld sein Leben. Getrieben von Reue und dem Fieber der
Illusion, begibt er sich auf die Suche nach den Spuren ihrer Biographie.
Diese Reise durch die Unruhe seines Gewissens führt ihn tiefer in
seine eigene Einsamkeit und den Abgrund seiner Seele, wobei er sich immer
mehr in das Schicksal der Frau und das Leben derer, die mit ihr verbunden
waren, verstrickt. (30.3.)
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