»Kompromisslos und konsequent
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Das Metropolis zeigt die Filme des Berliner Filmemachers Fred Kelemen

Kaum jemand in Deutschland geht seinen Weg so kompromisslos wie der Regisseur und Kameramann Fred Kelemen (Jahrgang 1964), dessen fünf Spielfilme das Metropolis bis in den Januar hinein zeigt. Schon in "Verhängnis" (26.12., 21.15 Uhr, in Anwesenheit von Fred Kelemen, auch: 29.12., 17 Uhr), seiner ersten, 1994 fürs Kino gedrehten Arbeit, zeigt Kelemen ohne jede Schönfärberei Menschen, die am Rande der Gesellschaft ums Überleben kämpfen.

In ihrem berühmten Aufsatz "The Decay of Cinema" bezeichnete Susan Sontag die verstörende Außenseiterballade als eine "einzigartige visionäre Leistung" und beschrieb sie als eines der wenigen Beispiele authentischen zeitgenössischen Films. Trotz vieler Preise, unter anderem dem Bundesfilmpreis 1995, hatte Kelemen immer wieder große Schwierigkeiten, seine alles andere als kassenträchtigen Filme finanziert zu bekommen. Aber dennoch schloss er drei Jahre später mit dem viereinhalbstündigen "Frost" (4.1., 19.30 Uhr) fast nahtlos an seinen Erstling an. Kelemen beschreibt darin die siebentägige Odyssee einer jungen Mutter und ihres kleinen Sohnes weg von ihrem stets betrunkenen und gewalttätigen Ehemann.

Von der durch gegenseitiges Misstrauen geprägten Liebe zwischen einer Büglerin und einem Arbeitslosen in einer deutschen Stadt nahe der polnischen Grenze handelt "Abendland" (1./5.1., jew. 21.15 Uhr). Wie kürzlich als Kameramann für Béla Tarrs "The Man from London", hat Kelemen seine jüngste Regiearbeit "Glut" (7.1., 19 Uhr, in Anwesenheit des Regisseurs, auch: 10.1., 19 Uhr) 2005 in betörendem Schwarz-Weiß gedreht. Ein Angestellter des lettischen Nationalarchivs in Riga begibt sich darin auf die Spurensuche nach einer jungen Frau, deren Todessprung von einer Brücke er nicht verhindert hatte. Außerdem zu sehen: "Kalyi - Zeit der Finsternis" (7.1., 21.15 Uhr), Kelemens 1993 gedrehter Abschlussfilm an der Berliner Film- und Fernsehakademie um einen Mann und eine Frau, die sich irgendwo in der apokalyptischen Welt einer aus den Fugen geratenen Stadt begegnen ...

 



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ECKART ALBERTS, Hamburger Morgenpost, 24. Dezember 2009