» Glut - Schuld und Sühne in Riga | Hamburger Morgenpost
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Die Story: Nachts auf einer Brücke. Der Archivar Matiss Zelcs sieht, wie eine junge Frau zu einem selbstmörderischen Sprung in die Tiefe ansetzt. Beider Blicke begegnen sich. Er geht weiter. Kurz darauf hört er einen Körper ins Wasser platschen und Hilferufe. Er eilt zurück, kann in der Dunkelheit aber nichts erkennen. Fortan plagen ihn Schuldgefühle. Er streift oft ruhelos durchs nächtliche Riga und beginnt, nach biografischen Spuren der Unbekannten zu suchen - mit fatalen Folgen.

Die Schauspieler: Der Archivar, der sich immer tiefer in das Schicksal des Opfers seiner unterlassenen Hilfeleistung verstrickt, wird von Egons Dombrovskis verkörpert. Seine Figur steht im Mittelpunkt einer Geschichte, in der es um allzu menschliche Themen geht: Einsamkeit, Versagen, Schuld, Hoffnung auf Vergebung und Sehnsucht nach Liebe.

Der Regisseur: Mit meist langen Kameraeinstellungen folgt Fred Kelemen ("Abendland") seinem Protagonisten. Gesprochen wird wenig, dafür drängen sich Geräusche wie Straßenlärm oder Hundegebell in den Vordergrund, deren Quelle in den ausdrucksstarken Bildern nicht zu sehen ist. Passend zur Reduzierung aufs Wesentliche drehte Kelemen seinen Film in Schwarzweiß. Umso besser kann man sich als Zuschauer auf die von Reue dominierte Gefühlswelt des Matiss Zelcs einlassen, die in einer überraschenden Schlusswendung einer weiteren Belastungsprobe unterzogen wird.

Fazit: Existenzialistisches Drama mit Sogwirkung.
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Jörg Brandes | 27. Oktober 2005