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Verband Schweizer Filmklubs und nicht-gewinnorientierter Kinos
Association suisse des ciné-clubs et des cinémas à but non lucratif
Associazione svizzera dei circoli del cinema e dei cinema senza scopo di lucro


Fundus für Programmverantwortliche: Forum des jungen Films, Berlinale 2005 22. 02. 2005

Die Unterschiede sind kleiner geworden. Das Kino ist geprägt von der Norm der Erbauer und der Investoren. Und die Berliner Filmfestspiele, seit fünf Jahren im Neubauviertel rund um den Potsdamer Platz untergebracht, verdeutlichen dies wenngleich ungewollt. Keine Frage: Zumindest die architektonischen Akzente rund um den Platz zelebrieren in gewagten Aussenformen und der Fassadengestaltung das Nebeneinander von Gegensätzen in Material und Aussage. Tritt man aber ein, so ist es schnell vorbei mit der Vielfalt. Ob im Unter- oder im Obergeschoss, hinter welcher Fassade auch immer, überall sehen sich die Kinos zum Verwechseln ähnlich. Vorbei sind die Zeiten, in denen die Innenarchitektur eines "Zoo Palasts" oder eines "Delphi Filmpalastes" das Publikum schon beim Eintritt auf unterschiedliche, ja gegensätzliche filmische Kost einstimmte. Heute bietet vielleicht noch die Farbe der Sessel Abwechslung. Und wenns dunkel wird im Normsaal hofft das Publikum auf einen Film, der sich abhebt vom bisher Gesehenen.
Überzeugend in der formalen Eigenwilligkeit ist Krišana (Glut) des in Berlin geborenen Fred Kelemen, dessen früherer Film "Frost" 1997 im Forum für ebenso viel Aufsehen sorgte. Nur vordergründig erzählt die deutsch-lettische Koproduktion eine nacherzählbare Geschichte: Nachts begegnet der lettische Angestellte Matiss auf einer Brücke einer Frau. Wenige Atemzüge später ist sie verschwunden. Matiss, überzeugt davon, dass sie sich das Leben genommen hat, wird von Schuldgefühlen verfolgt, da er kurz zuvor nichts unternommen hat. Er ruft die Polzei, die nichts findet, sucht tage- und nächtelang nach der Frau und ihrer Identität und glaubt schliesslich, sie zu kennen. Das Bild, das Matiss von ihr hat, ist aber nichts mehr als die Spiegelung seiner Zweifel und seiner Sehnsucht.
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