» Synopsis
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» DESIRE UNDER THE ELMS | Von Eugene O'Neill
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Abbie Putnam: Kathrin Angerer / Eben Cabot: Fabian Hinrichs
Peter Cabot: Hendrik Arnst / Ephraim Cabot: Winfried Wagner
Regie und Kamera: Fred Kelemen
Raum: Bert Neumann / Kostüme: Nina Lepilina
Dramaturgie: Bettina Masuch / Licht: Rainer Casper
Deutsch von Alexander F. Hoffmann und HanneleneLimpach.
Aufführungsrechte beim S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main.
Premiere am 22. Februar 2001
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"Man muss nicht den Teufel bemühen, um das Böse zu verstehen. Das Böse ist der Preis der Freiheit." (Rüdiger Safranski)

Eine von jedem Leben verlassene, kahle und steinige Einöde. Irgendwo in dieser Wüste, wie eine letzte Bastion vor dem Nichts, ein einsames Farmhaus. Hier leben drei Männer, deren Leben so freudlos, eintönig und öde ist wie die Landschaft, die sie umgibt. Ephraim Cabot, der despotische Vater, lebt im Glauben an einen Gott, dessen Gnade nur durch schwere, leidvolle Arbeit zu erringen ist. In seinen beiden erwachsenen Söhnen, Eben und Peter, die er verachtet, brütet ein Verlangen nach Revolte. Während Peter, der ältere, den diffusen Traum hat, seinem Sklavenleben und der Trostlosigkeit der Farm zu entkommen, und eines morgens im Alkoholrausch in Richtung Westen aufbricht, um in Kalifornien Freiheit und Reichtum zu finden, ist Eben von seiner Mission besessen, die Farm in seinen Besitz zu bringen, um so den Tod seiner Mutter zu rächen, für den er den Vater verantwortlich macht. In diese Welt aus Hass, Gewalt, Sprachlosigkeit und Misstrauen gerät Abbie, eine junge Vagabundin, heimatlos und voller Sehnsucht, einen Ort zu finden, an dem sie zu Hause sein kann. Sie glaubt sich am Ziel ihrer Wünsche, als Cabot sie heiratet und mit auf die Farm nimmt. Abbie verführt Eben, der von ihrer kalten Zielstrebigkeit und offensiven sexuellen Begierde gleichermaßen provoziert und abgestoßen ist, mit dem Ziel, dem Alten das Kind als den von ihm ersehnten würdigen Erben unterzuschieben und sich damit selbst den Besitz der Farm zu sichern.

Gier ist, was alle treibt, Gier nach Besitz und Macht, und das verzweifelte Verlangen nach Erlösung von der abgrundtiefen Leere in ihrem Inneren und dem heimlichen Verdacht, dass hinter allem kein großes, sinnvolles Ganzes, sondern das Nichts lauert. Sie sind Verdammte, die der gierige Zugriff auf die Welt und die steinige Erde, die sie mit Gewalt zum Blühen bringen wollen, hart und erbarmungslos gemacht hat. Sie versuchen, sich gegen die Einsamkeit und die Angst vor der Sinnlosigkeit ihres Daseins, von der sie in dieser Einöde befallen werden und der sie nicht entkommen können, zu schützen. Doch da geschieht das Unglaubliche, der Riss im Universum, der Fehler im System: Abbie hat sich verliebt, in Eben. Damit beginnt sich die Spirale des Tragischen unausweichlich ins Bodenlose zu drehen.
In einem System aus Kalkül, Machtgier und Misstrauen kommt um, wer liebt. Von jetzt ab kann jeder Schritt tödlich sein. Die Liebe ist "... grundlos und eben darum eine genaue Entsprechung zur Abgründigkeit der Welt. Sie zeigt auch, welche eigenartige Bewandtnis es mit dem Weltvertrauen hat. Braucht es gute Gründe oder gleicht es eher einem Versprechen, von dem man nicht genau weiß, ob man es erhalten, oder ob man es gegeben hat?" (Rüdiger Safranski, "Das Böse"). Liebe fordert Beweise, selbst wenn sie das Leben kosten. Mit dieser düsteren, auch melodramatischen Tragödie (1924), die den Geist des Puritanismus in den Neuenglandstaaten widerspiegelt, schuf der wahrscheinlich bedeutendste amerikanische Dramatiker Eugene O´Neill ("Die Tragik ist der Sinn des Lebens - und die Hoffnung") einen sogenannten modernen Klassiker, der an Strindberg erinnert, aber genuin amerikanisch ist.

Dem Filmregisseur Fred Kelemen, bekannt geworden durch seine preisgekrönten Filme "Verhängnis" (1994), "Frost" (1997/98) und "Abendland" (1999), dient dieser Stoff nun als Folie für sein erstes kombiniertes Film-Theaterprojekt „Desire“. In Bert Neumanns Studiolandschaft inszeniert er einen existentialistischen Western über die Schattenseiten der Freiheit, das Verlangen nach Erlösung und die Unfähigkeit der Menschen, mit ihrer Geworfenheit ins Dasein umzugehen, zu der sie sich nicht fei und unabhängig verhalten, sondern ängstlich und panisch. Indem er Theaterszenen mit vorproduzierten Filmsequenzen mischt, schafft er ein multiples Set, das die Perspektive auf das Geschehen und seine Zwangsläufigkeit immer wieder unterbricht und auffächert und aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet, ohne der Hermetik der Tragödie zu entkommen.

 

 

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